Häufig gestellte Fragen

Zur Diagnostik

Wie unterscheidet man die PRRS von anderen Erkankungen?

Sowohl die reproduktive Klinik als auch die respiratorische Klinik der PRRS kann mit einer Reihe ähnlicher Krankheitsbilder verwechselt werden. Zur Unterscheidung sollte deshalb entweder das PRRS-Virus oder PRRS-Antikörper nachgewiesen werden.

Welche und wie viele Proben muss man untersuchen lassen, um nachweisen zu können?

Die Probenahme im Betrieb ist immer Sache des Tierarztes. Er ist der Fachmann/die Fachfrau, um zu entscheiden, ob PRRS-Antikörper im Blut bestimmt werden sollen, oder ein PRRS-Virusnachweis geführt werden soll. Egal, ob Antikörper oder Virus: es muss eine Mindestprobenzahl eingehalten werden, um aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen. Für den Virusnachweis eignet sich frisches Abortmaterial, frisch verendete Ferkel, Plazenta, Tonsillen, Lungen, Blut und Milz von Sektionsmaterial, Rachentupfer und Blut von akut erkrankten Tieren sowie Lungenspülflüssigkeit. Für den Antikörpernachweis sollten Doppel-Blutproben vom jeweils gleichen Tier im Abstand von 3-4 Wochen gezogen werden. Anhand des Titerverlaufs über die Zeit kann daraus ein Rückschluss auf das aktuelle PRRS-Geschehen in der Herde gezogen werden.

Wie muss man PRRS-Titer Lesen und interpretieren?

Die Auswertung des PRRS-Titers ist Sache des Tierarztes, evtl. in Abstimmung mit dem Untersuchungslabor.

Wie gut eignen sich Blutproben zur PRRS-Bestimmung?

Die PRRS-Antikörpertiter aus Blutproben lassen in den meisten Fällen nur dann eine konkrete Aussage über das aktuelle PRRS-Geschehen zu, wenn eine Doppelbestimmung im Abstand von 3-4 Wochen an den gleichen Tieren durchgeführt wurde . Ausnahme: Werden bei einzelnen Tieren der Herde sehr hohe PRRS-Titer (+5/+6) festgestellt, so kann bereits aus einer Einfachbestimmung der Schluss gezogen werden, dass in dieser Herde ein akutes PRRS-Geschehen abläuft.

Wie sollen die PRRS-Proben verschickt werden?

Abortmaterial und sonstiges Organmaterial sollte gekühlt innerhalb von 24 Stunden an das Untersuchungsinstitut geschickt werden. Blutproben sollten als Heparin- oder EDTA-Proben versandt werden, da hieraus sowohl Antikörper- als auch Virusnachweise durchgeführt werden können. Als Rachentupfer eignen sich Mulltupfer, die vor der Probenentnahme mit physiologischer Kochsalzlösung (nicht Wasser) angefeuchtet werden. Lungenspülflüssigkeit wird in 10 ml Röhrchen versandt. Bei der Einsendung ist darauf zu achten, dass das Probenmaterial in fest verschließbaren Gefäßen verschickt wird (keine Einmalhandschuhe etc.), da eine gegenseitige Kontamination der Proben eine Ergebnisermittlung und deren Zuordnung erschwert oder verhindert. Jede Einsendung sollte eindeutig gekennzeichnet sein und einen Untersuchungsantrag beinhalten, auf dem die Probenzuordnung ersichtlich ist. Dies erlaubt dem Labortierarzt bei Rückfragen zur Ergebnisbewertung Hilfestellung zu leisten.

Wohin kann man die PRRS-Proben schicken?

Die PRRS Antikörperbestimmung im Blut führen fast alle landwirtschaftlichen Untersuchungsämter und Veterinäruntersuchungsämter durch. Die PRRS-Virus Bestimmung haben einige Speziallabors in ihren Leistungskatalog mit aufgenommen.

Zur Impfung

Welches ist ein praktikables PRRS-Impfschema für Ferkel?

Ferkel sollten frühestmöglich, d.h. ab einem Alter von 3 Wochen geimpft werden, um der Infektion mit dem Feldvirus zuvorzukommen. Werden Babyferkel in spezialisierte Ferkelaufzuchtbetriebe geliefert, so werden diese in bestimmten Fällen aus organisatorischen Gründen am Tag der Anlieferung gegen PRRS geimpft. Um mit dieser Variante einen Erfolg zu erzielen, ist es jedoch erforderlich, dass keine Ferkel älter als 5 Wochen in die Systeme eingestallt werden. Mit dem Alter der Ferkel und der Anzahl der Herkunftsbetriebe steigt das Risiko, dass die PRRS-Impfung bei Einstallung nicht mehr wirksam ist. Die sicherste und beste Variante bleibt die Saugferkelimpfung etwa 1 Woche vor dem Absetzen!

Welches ist ein praktikables PRRS-Impfschema für Jungsauen?

Jungsauen sollten vor der Eingliederung in die Herde mindestens 4 Wochen (besser 6 Wochen) in einem Isolierstall gehalten werden. Diese Empfehlung ist unabhängig von der PRRS-Situation, denn nur eine ausreichend lange Isolierung stellt sicher, dass der Betrieb sich gegen fremde Krankheitserreger der Jungsauen schützt und die Jungsau gezielt auf das Keimmilieu des Betriebes vorbereitet werden kann. Betriebe mit PRRS-positiven Sauenherden impfen die Jungsauen im Isolierstall mindestens 3 Wochen vor der Umstallung in den Sauenbetrieb. Ist die Altsauenherde noch nicht PRRS-stabil wird eine zweite PRRS-Impfung nach 3-4 Wochen empfohlen.

Wie oft müssen Sauen nachgeimpft werden?

Beim Einstieg in die Bestandsimpfung wird zur schnelleren Stabilisierung nach 4-8 Wochen die erste Nachimpfung durchgeführt und anschließend auf einen 4-Monatsrhythmus umgestellt. Werden die Ferkel nicht mitgeimpft und wird kein SEW mit 21 Tagen betrieben, so bleibt i.d.R. ein hoher PRRS-Infektionsdruck im Flatdeck bestehen, der wegen der fehlenden räumlichen Trennung in die Sauenherde zurückschlägt. In solchen Fällen hat es sich bewährt, das Impfintervall auf 3 Monate zu verkürzen.

Wie muss der Lebendimpfstoff (MLV) gelagert werden?

Wie alle Impfstoffe, sollte auch der PRRS-Lebendimpfstoff immer im Kühlschrank gelagert werden - das Lösungsmittel kann dagegen auch bei Raumtemperatur gelagert werden. Nach Auflösen sollten Lebendimpfstoffe möglichst schnell aufgebraucht werden.

Wann kann man mir der PRRS-Impfung aufhören?

Generell sollte man dann mit einer Impfung aufhören, wenn keine Ansteckungsgefahr mehr besteht. Dies kann bei PRRS z.B. der Fall sein, wenn ein Ferkelerzeuger durch die konsequente Bestandsimpfung bei gleichzeitigem SEW das PRRS-Virus aus seiner Herde verdrängt hat und durch entsprechende Sicherheitsmaßnahmen (JS-Zukauf, Abstand zu Nachbarbetrieben, Spermazukauf) gewährleisten kann, dass keine Reinfektion auftreten kann.

Welches ist ein praktikables PRRS-Impfschema für Zuchtsauen?

Für Sauen stellt die Herdenimpfung das beste Impfschema dar. Dabei sollte die Bestandsimpfung möglichst durch den Tierarzt durchgeführt werden, da nur dieser entscheiden kann, ob die Herde evtl. unter der Infektion mit einem Sekundärerreger leidet, was den Erfolg der PRRS-Impfung gefährden könnte.

Darf mann in eine akute PRRS-Welle hineinimpfen?

Zu diesem Vorgehen gibt es sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen. Gute Erfahrungen liegen insbesondere bei Erstinfektionen, also bis dahin nachweislich PRRS negativen Beständen vor. Zudem muss gesichert sein, dass es sich ausschließlich um eine Infektion mit dem PRRS Virus handelt, die Tiere also weder hohes Fieber noch Fressunlust aufweisen. Eine solche Situation findet sich in der Regel nur im reproduktiven Bereich. Allerdings treten bei der Impfung der Sauen in einem solchen Fall zum Teil noch für die folgenden 6 - 8 Wochen PRRS-Symptome auf, da die ab dem 70. Trächtigkeitstag im Uterus infizierten Früchte bereits geschädigt sind und durch die Impfung nicht mehr gerettet werden können. Die sofortige Impfung bei Auftreten einer Welle hat den Vorteil, dass keine Zeit verloren geht, bis nach spätestens 8 Wochen eine PRRS-Stabilisierung eintritt. Außerdem besteht wegen der langsamen Infektionsausbreitung in der Sauenherde noch die Chance, einige Sauen mit der Impfung rechtzeitig vor der Feldinfektion zu erreichen.

Lohn es sich, gegen PRRS und Mycoplasmen zu impfen?

Das PRRS-Virus und Mycoplasma hyopneumonia sind zwei unterschiedliche Erreger, die auch unterschiedliche Erkrankungen auslösen. Die Impfung gegen Mycoplasmen schützt nicht vor PRRS und umgekehrt. Welche Impfung durchgeführt werden sollte, entscheidet generell das Krankheitsbild und die dazugehörige Diagnose des Tierarztes im Bestand. Dort wo beide Erreger im Flatdeck und/ oder der Mast ein Problem darstellen, lohnt sich die Impfung gegen beide Erreger, denn beide Erreger mindern die Leistungsfähigkeit des Bestandes.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen PRRS und dem Cirovirus?

Seit 1999 führt das porcine Circovirus Typ II zu erheblichen Leistungseinbußen in den schweinedichten Regionen Deutschlands. Sind Bestände allein vom Circo-Virus befallen, kommt es häufig zu keinen oder nur milden klinischen Symptomen. Tritt das Circo-Virus allerdings zusammen mit anderen Erregern auf, wird häufig das als PMWS (Post Weaning Multisystemic Wasting Syndrome) bezeichnete Kümmern beobachtet. In den vielen PMWS Fällen lässt sich neben dem Circo-Virus sehr oft auch das PRRS-Virus nachweisen. Neueste Forschungsergebnisse belegen, dass beide Viren das Abwehrsystem der Lunge schädigen und bei gleichzeitigem Auftreten deutlich stärkere Krankheitssymptome hervorbringen.

Warum wirken bakterielle erreger sich bei PRRS-Infizierten Schweinen schlimmer aus?

Das PRRS-Virus zerstört die Lungenmakrophagen und erleichtert damit anderen Erregern den Eintritt über die Lunge in das Tier. Wird die Vermehrung des PRRS-Virus in einem Bestand nicht gestoppt, z.B. durch gezielte Impfmaßnahmen, rufen Sekundärerreger wie Bakterien, aber auch Viren und Mycoplasmen, deutlich stärkere Schäden hervor als in PRRS-stabilen oder PRRS-negativen Beständen.

Gibt es unterschiedliche PRRS-Stämme?

Ja, es gibt sowohl unterschiedliche Feldstämme als auch unterschiedliche Impfstämme. Der Unterschied zwischen Feldstämmen lässt sich daran ablesen, dass es auf der einen Seite PRRS-Stämme gibt, die eine ausgeprägte Atemwegs- oder Fruchtbarkeitsproblematik auslösen. Auf der anderen Seite kennen wir Stämme, die bei gleichen Begleitkeimen keine bzw. nur eine geringgradige Atemwegs- oder Fruchtbarkeitsproblematik auslösen.

Allgemein

Wie häufig tritt die Erkrankung PRRS in Deutschland auf?

Die Einbußen durch das PRRS Virus hängen sehr davon ab, ob es sich um eine Erstinfektion oder ein chronisches PRRS-Geschehen handelt. Bei der Erstinfektion trifft das Virus auf eine PRRS-negative, d. h. voll empfängliche Herde. In solchen Fällen sind Produktionseinbußen von bis zu 3,8 abgesetzte Ferkel/Sau/Jahr bzw. 150 g Tageszunahmen berichtet worden. Im Flatdeck und in der Mast steigen die Tierverluste ebenfalls drastisch an. Bei chronisch infizierten Herden, die nicht durch eine Impfung stabilisiert wurden, liegen die Einbußen im Bereich von ca. 1 abgesetztes Ferkel/Sau/Jahr bzw. 25-50 g Tageszunahmen. Chronisch infizierte, nicht stabilisierte Sauenherden leiden häufig auch unter erhöhten Umrauschraten.

Wie verbreitet sich das PRRS-Virus von Betrieb zu Betrieb?

Die Übertragung des PRRS-Virus von Betrieb zu Betrieb erfolgt hauptsächlich durch Zukauf infizierter Tiere, also von Tier zu Tier. Eine weitere Möglichkeit ist die Übertragung des Virus mit der Luft. Da das Virus jedoch sehr instabil ist, spielt die Luftübertragung hauptsächlich in den Wintermonaten bei wenig Sonneneinwirkung, feuchter Luft und tiefen Temperaturen eine Rolle. Eine passive Übertragung (Personen, Kleidung, Geräte) spielt aufgrund der Instabilität des Virus nur über kurze Zeit und geringe Distanzen eine Rolle. Auch die Übertragung mit infiziertem Sperma ist möglich. Nach experimenteller Infektion von Ebern konnte zwischen dem 3. und 43. Tag nach der Infektion Virus aus dem Sperma isoliert werden. Unklar ist jedoch, wie häufig im Sperma genügend Virus vorhanden ist, um eine Infektion bei den inseminierten Sauen auszulösen. In einer relativ neuen Untersuchung wurde die Übertragung des Virus über Insekten in einem Umkreis von 2 - 3 km bestätigt.

Was bedeutet der Ausdruck ein Bestand ist PRRS-Stabil?

Als PRRS-stabil werden Bestände bezeichnet, in denen PRRS-Feldvirus zwar vorhanden ist, die Vermehrung aber durch regelmäßige Impfung und begleitende Managementmaßnahmen unterbunden wird. Stabile Bestände leiden deshalb auch nicht mehr unter PRRS-Symptomem. Die schnellste und einfachste Methode, einen Bestand zu stabilisieren, stellt die Impfung mit Lebendimpfstoff dar. Aber auch gezielte Managementmaßnahmen wie SEW, Depopulation und eine Optimierung der JS-Eingliederung können zur Stabilisierung beitragen.

Was sollte ein PRRSV-Positiver Betrieb beim Tierzukauf beachten?

Das Wichtigste für den PRRSV-negativen Betrieb ist, Tiere ausschließlich von PRRSV-negativen Beständen zuzukaufen. Dafür sollte der PRRSV-negativ-Status regelmäßig vom Lieferanten bestätig werden. Auch Sperma sollte nur aus PRRSV-freien Stationen bezogen werden.

Welche Risikofaktorien fördern die PRRSV-Infektion?

Risikofaktoren für eine Erstinfektion sind hauptsächlich der Zukauf infizierter Tiere bzw. infizierte Betriebe in unmittelbarer Nachbarschaft. Risikofaktoren für chronische Infektionen in einem PRRSV-infizierten Betrieb sind

  1. Art und Häufigkeit der Jungsaueneingliederung sowie Anzahl der eingegliederten Tiere, 
  2. Betriebsgröße, 
  3. Absetzalter der Ferkel und 
  4. Betriebsmanagement.
  1. Bei Eingliederung von negativen Jungsauen in infizierte Betriebe ohne angemessene Quarantäne und Eingliederungsprophylaxe wird durch diese Tiere die Virusvermehrung ständig wieder aufrechterhalten. In diesen Betrieben ist häufig eine extrem hohe Umrausch- eventuell sogar Abortrate bei den Jungsauen zu beobachten. In PRRSV-infizierten Beständen sollten deshalb nur immunisierte Jungsauen eingestallt werden. Bewährt hat sich zudem, Jungsauen in größeren Abständen einzugliedern (verschiedene Altersgruppen) statt in kurzen Abständen kleine Gruppen einzustallen.
  2.  In größeren Sauenbetrieben, in denen Sauengruppen meist konsequent zusammengehalten werden, ist häufig zu beobachten, dass der PRRS-Immunstatus innerhalb einer Sauengruppe sehr ähnlich, zwischen den einzelnen Gruppen jedoch sehr unterschiedlich ist ("Subpopulationen"). Reinfektionen finden dementsprechend nur in einzelnen Gruppen statt, wenn nämlich PRRS-Virus eine Gruppe "findet", deren Immunstatus eine Infektion wieder zulässt. In diesen Betrieben können einzelne Gruppen gelegentlich wieder hochgradige reproduktive Symptome zeigen, jedoch nur, wenn Feldvirus auf eine Gruppe trifft, die einerseits empfänglich ist und sich andererseits im hochtragenden Zustand befindet. In sehr kleinen Betrieben scheinen Reinfektionen dagegen so intensiv abzulaufen, dass die protektive Immunität ständig aufrechterhalten wird. In diesen Betrieben treten nach überstandener Erstinfektion nur sehr selten noch Symptome bei den Altsauen auf. Große Probleme bereitet in diesen Betrieben allerdings die Eingliederung negativer Jungsauen.

  3.  Bei späten Absetzterminen können schon im Abferkelabteil Infektionen von Sauen auf Ferkel und auch zwischen den Ferkeln ablaufen, sodass auch immer wieder Virus in die Flatdeckabteile eingebracht wird. Wird das Abferkelabteil kontinuierlich belegt, besteht zudem die Gefahr, dass - sofern es sich um nicht immune Sauen handelt - sich diese Sauen noch kurz vor der Abferkelung über die im Abteil vorhandenen älteren Saugferkel infizieren.

  4. Bei kontinuierlicher Belegung von Flatdeck oder Mastbereich werden dem Virus ständig empfängliche Tiere zur Verfügung gestellt, sodass die Virusvermehrung nicht abbrechen kann. Insbesondere durch Zurückhalten von schlecht wachsenden oder kranken Tieren wird nicht nur die PRRSV-Infektion, sondern auch die Ausbildung von Sekundärinfektionen gefördert. Eine Elimination des PRRS-Virus ist bei kontinuierlicher Aufstallung von Jungtieren kaum möglich und Infektionsketten bleiben immer in beide Richtungen geschlossen. Klinische Probleme in diesen Betrieben sind nur durch konsequente Immunprophylaxe und in ungünstigen Fällen nur mit drastischen Managementmaßnahmen, wie z.B. das Räumen des gesamten Flatdecks oder der Mast, möglich.

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